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IN DER DUNKELKAMMER ZUHAUSE


IM DUNKELN IST GUT MUNKELN

PRAKTIKUM IM LABOR

Nach eher erfolglosem Abgang von der Höheren Handelsschule landete ich dort, wo ich hingehörte: in der Dunkelkammer! Mein Praktikum beim Fotografen fand vorwiegend im Labor statt, und ich liebte die Arbeit hier von Anfang an. Den sogenannten Sprung ins kalte Wasser erfuhr ich bei meiner ersten Filmentwicklung. Da Filme und Dias nicht der kleinsten Lichtquelle ausgesetzt werden dürfen, lernte ich hier das Hantieren im Stockdunkeln kennen, einen Wechselsack gab es nicht. Dabei spulte ich Kleinbild- und Rollfilme auf eine Spirale, ab in den Entwicklungstank, zudrehen, Licht wieder an! Das Einfüllen von Entwickler, Stoppbad und Fixierer ging auch im Hellen. Der Tank wurde gedreht und gewendet, bis die Chemikalien den Film komplett benetzt haben. Film aus dem Tank, von der Spule wieder runter und zum Trocknen aufhängen. Wie diese schließlich wie Fliegenfänger wild um mich herum hingen, erlernte ich hier außerdem die Papierentwicklung – Schwarz-Weiß und Farbbilder vom Dia. Fotolaborantin, das wollte ich werden! Allerdings konnte ich hier keine Ausbildung beginnen, dem Chef fehlte der Meister und somit musste ich mich anderweitig auf die Suche begeben.

RÖNTGENBILDER UND GEWISSEN

Eine Ausbildung zur Fotolaborantin zu finden, war alles andere als einfach. Ich meinte damals, die Zeit dränge und ich müsse endlich eine Ausbildung beginnen. Schließlich fand ich mich als Azubi in einer Zahnarztpraxis wieder. Was genau dieser kurze Ausrutscher für meine weitere Laufbahn bedeuten sollte, wissen eventuell Karius und Baktus, mir selbst hat sich der Sinn nie erschlossen. Helle Zahnarztpraxis, ich ganz in Weiß – irgendwas stimmte hier nicht. Gefreut hatte ich mich allerdings, als man mir auftrug, die Röntgenaufnahmen der Patientenzähne zu entwickeln, im „Badezimmer“. Tür zu, Licht aus! Juchuh! Nach getaner Arbeit wollte ich wissen, wo ich die Chemikalien entsorgen kann. Während meines Foto-Praktikums wurden diese für die spätere fachmännische Entsorgung zunächst in großen Kanistern gesammelt. Ungläubig starrte die ZFA mich an: natürlich in die Toilette kippen. Da ich das allerdings der Umwelt wegen beim besten Willen nicht übers Herz brachte, waren meine Tage hier gezählt – ich bräuchte nicht mehr wiederkommen, erklärte mir der Zahnarzt daraufhin höchstpersönlich.

BERUFUNG GEFUNDEN

Wie zuhause angekommen, so fühlte ich mich, als ich nur wenige Wochen später meinen Ausbildungsvertrag zur Fotografin schließlich in den Händen hielt. Neben dem Fotografieren von Hochzeiten, Portraits und Passbildern gehörte in erster Linie die Arbeit im Fotolabor zu meinen Aufgaben. Ganz oben unterm Dach konnte ich gleich in zwei Laboren nahezu schalten und walten, wie es mir gefiel, im Color- und im Schwarz-Weiß-Labor. Wenn man seine Berufung gefunden hat und die Arbeit einem viel Freude bereitet, wie vergeht die Zeit dann doch im Flug! Es gab natürlich auch Tage, an denen es im Labor nichts zu tun gab und ich beim Verkauf im Laden mit aushalf. Im Grunde war mein Platz aber die Dunkelkammer. Nicht nur ich liebte das Munkeln im Dunkeln, vor allem sah auch mein Chef mich lieber hinter der Dunkelkammertür verschwinden. Immerhin litt er drei Jahre darunter, dass ich mich auch kleidertechnisch meinem Arbeitsplatz angepasst hatte – ganz in Schwarz und mit Cowboystiefelspitzen, über die die Kunden zu stolpern drohten. Eine Ausnahme bildete die Vorweihnachtszeit mit den Adventssamstagen, an denen der Laden brummte. Hier war auch ich zu Steckfrisur, Pumps und Minirock verdonnert. Ich hatte es aber überlebt …

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